Baden-Baden, 24.04.2024, Leserbrief In einem Leserbrief an die Redaktion nimmt goodnews4-Leser Holger Nagel Stellung zu dem Leserbrief von goodnews4-Leser Eduard Meßmer Leserbrief «Meine Meinung» – «Windkraft eine Technologie von vorgestern» – «Woher kommt der Strom? Und woher politischer Sachverstand?».

Als ich Eduard Meßmer las, dachte ich: der Name kommt mir doch bekannt vor. Richtig, Hr. Meßmer ist oder war der Gründer des Vereins «Querdenken-722-Bühl», welcher für die Herstellung der angeblich verlorengegangenen demokratischen Grundrechte während der Corona Pandemie demonstrierte und eine «Fach»-Referentin der AfD zu dem Thema nach Bühl eingeladen hatte. Gleichzeitig gab sich Hr. Meßmer als 5G-«Experte» und positionierte sich bei der Veranstaltung stolz vor einem Anti-5G-Plakat, wo von Chip-Implantaten, Denk-Blockierung und Satellitenverfolgung die Rede ist: www.kontextwochenzeitung.de

Nachdem Corona und 5G Schnee von gestern sind und nicht mehr im Fokus der Aufmerksamkeit stehen, musste sich Hr. Meßmer wohl als selbsternannten Wind- und Atomkraftexperte positionieren, um wieder im Fokus zu stehen.

Bleiben wir mal bei der angeblich so sauberen Atomkraft: Die Konzepte, welche Hr. Meßmer hier vorstellt, sind alle noch in der Erprobungsphase und mögen relativ sicher sein, aber auch sie produzieren strahlenden Atommüll, welcher zehntausende von Jahren endgelagert werden muss. Und es ist nicht damit getan, den strahlenden Müll einfach so zu vergraben, er wird in Bergwerken eingelagert, dort muss das eintretende Wasser abgepumpt werden und verhindert werden, dass der strahlende Müll ins Grundwasser gelangt und dort eine Umweltkatastrophe auslöst. Allein diese Kosten für tausende von Jahren machen Atomstrom unbezahlbar.

Aber kommen wir zur Windenergie zurück, wo sich Hr. Meßmer als ausgewiesener Experte positioniert. Er stellt einfach mal dreist in den Raum, dass Windkraft eine Technologie von vorgestern ist, ohne näher darauf einzugehen, warum? Man kann den Windkrafträdern durchaus skeptisch gegenüberstehen, aber Technik von vorgestern, sicher nicht.

Ich würde Windräder in der Schwarzwaldkulisse auch nicht besonders schön finden, aber das ist dann eher ein ästhetisches Empfinden. Real muss man sagen, dass besonders die Grünen, welche so etwas vorantreiben, eher Heuchler sind. Fakt ist: Um die bis zu 80 Meter langen Rotoren zu transportieren, müssen die Zufahrtswege verbreitert und befestigt werden und ggf. neue Trassen in den Wald geschlagen werden. Hierbei werden viele Bäume und Natur vernichtet.

Aber warum heuchlerisch? Direkt neben den geplanten Standorten befindet sich der Nationalpark, 75 Prozenz aller Wege sind für Wanderer und Radfahrer gesperrt, wer nur einen Schritt von den Wegen macht wird mit Strafe bedroht, vom Pilze- oder Heidelbeeren-Sammeln wollen wir mal gar nicht reden. Selbst außerhalb des Nationalparks wird man als Mountainbiker bestraft, wenn man mal einen schmalen Pfad runterfährt, weil man angeblich dabei unzählige Reptilien, Amphibien und Insekten platt walzt, aber fette Schneisen wegen der Windkraft in den Wald zu schlagen geht wohl in Ordnung. Da werden große Teile des Battert gesperrt und Erholungssuchende vertrieben, weil man annimmt ,dass brütende Wanderfalken gestört sind, und ein paar hundert Meter weiter montiert man dann Windkrafträder, das ist doch Heuchelei.

Was man allerdings den Windkraftgegnern bei der AfD und auch FDP anprangern kann, ist die Tatsache, dass hier viel Blödsinn über Bodenversiegelung, Grundwasser, unzerschnittene Wälder, Hochwasserschutz usw. verbreitet werden. Ein Fundament eines Windrads hat vielleicht eine Fläche von 20x20 Meter, und auf den Schwarzwaldhöhen besteht der Boden sowieso meist aus Fels, also was soll da versiegelt werden? Und sicherlich ist wegen eines Windrads nicht gleich der ganze Wald zerschnitten. Und der Infraschall? Naja, solange ich nicht direkt 50 Meter neben einem Windrad wohne, ist das eher vernachlässigbar.

Wie ich schon anfangs erwähnte, auch ich finde Windräder im Schwarzwald nicht besonders gut, aber die Windkraftgegner erinnern mich doch irgendwie an die 5G Gegner mit ihren abstrusen Theorien.

Holger Nagel
Baden-Baden

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