Teodor Currentzis und Mat Collishaw

Herbstfestspiele in Baden-Baden – „An den Tod erinnernd und deshalb das Leben feiernd“

Herbstfestspiele in Baden-Baden – „An den Tod erinnernd und deshalb das Leben feiernd“
Am Allerheiligen-Wochenende ist Teodor Currentzis mit musicAeterna in drei Konzerten zu Gast in Baden-Baden. Fotos: Alexandra Muravyova

Baden-Baden, 22.10.2021, Bericht: Festspielhaus An die Vergänglichkeit gemahnend, an den Tod erinnernd und deshalb das Leben feiernd: Am Allerheiligen-Wochenende ist Teodor Currentzis mit musicAeterna in drei Konzerten zu Gast in Baden-Baden.

Im Rahmen der Herbstfestspiele ist als internationale Premiere eines audiovisuellen Kunstwerks am Samstag, 30. Oktober und Montag, 1. November das Fauré-Requiem im Festspielhaus zu erleben. Musikalisch interpretieren das Werk Teodor Currentzis und musicAeterna, Mat Collishaw zeichnet für die visuelle Gestaltung in Foyer und Saal des Festspielhauses verantwortlich. Am Sonntag, 31. Oktober 2021 spielen Teodor Currentzis und musicAeterna das zeitgenössische Werk «Ein Schemen», das ganz in der Tradition des Brahm‘schen Deutschen Requiems steht und so für Currentzis einen inhaltlichen Bezug sowohl zu dem Fauré-Requiem als auch zum Brahms-Ort-Baden-Baden und dem Feiertag Allerheiligen bildet.

Tröstende Musik und spannende Kunst

Erde, Hölle, Himmel: Die Paradiesvisionen in Faurés Requiem treffen auf die visuelle Gestaltung des Künstlers Matthew Collishaw unter der musikalischen Leitung Teodor Currentzis und seiner MusicAeterna-Ensembles. Der Abend beginnt im Foyer des Festspielhauses mit einer musikalisch-skupturalen Introduktion von etwa 20 Minuten. Zu sehen gibt von dem international renommierten Künstler Mat Collishaw die Skulptur «The nerve rack» und große Video-Projektionen an den Wänden. Dazu musizieren 24 Streicher von musicAeterna unter der Leitung von Teodor Currentzis «Music for here» von Andreas Moustoukis.

Im Anschluss wird im Saal das Requiem von Gabriel Fauré aufgeführt. Unter der Leitung von Teodor Currentzis musizieren Chor und Orchester von musicAeterna, die Solisten Fanie Antonelou (Sopran) und Mikhail Timoshenko (Bariton) und der Kinderchor Juvenum Cantum. Vervollständigt wird das Werk durch die Uraufführung eines eigens für die Aufführung im Festspielhaus produzierten Films von Mat Collishaw.

Klassiker der Kirchenmusik

Faurés Requiem gilt als Klassiker der romantischen Kirchenmusik. Der zentrale Ansatz: Die Musik soll trösten. Faurés Paradies-Musik entlässt den Hörer mit einer impressionistischen Himmelsvision, die sich früh aus dem liturgischen Kontext herauslöste und seitdem manchmal in Filmen verwendet wird – ein typisches Beispiel für die Art von Ruhm, bei der jeder ein Werk irgendwie zu kennen meint, ohne genau zu wissen woher. Bezeichnend für das ganze Requiem ist vielleicht der Teil geworden, der bereits im 19. Jahrhundert am meisten geliebt wurde: das knappe «Pie Jesu», fast nur von der Orgel begleitet, eine einfache Melodie für Knabensolo. Die berühmtesten Soprane haben sich seither an dem liedhaften Satz versucht, der auf jede Virtuosität verzichtet, zugunsten einer schlichten Schönheit, die niemanden etwas beweisen muss und deren Leuchten deshalb umso länger nachwirkt.

Brahms‘ fortgeschrieben

Das zeitgenössische Chorwerk «Ein Schemen» steht am 31. Oktober auf dem Programm. Komponist Yannis Kyriakides schreibt darin Zeilen aus Johannes Brahms‘ «Ein deutsches Requiem» musikalisch fort.

Atmosphärisch darf das Publikum ein ähnliches Werk wie seinerzeit «Tristia» (2019 im Festspielhaus) erwarten. Wie in dem umjubelten Konzert übernimmt der Chor auch in «Ein Schemen» die Hauptrolle – ergänzt um eine Harfe und Elektronik.

«Ein Schemen» von Yannis Kyriakides ist eine Neubearbeitung des «Deutschen Requiems» von Johannes Brahms. Die sieben Sätze, die nahtlos ineinander übergehen, basieren jeweils auf dem entsprechenden Satz aus dem ursprünglichen Brahms-Requiem. Die Musik konzentriert sich auf einige wenige Elemente des Originalmaterials und dehnt sie zu einer Landschaft aus. Die Musik der Harfe, die die Chorstimmen umrahmt, ist eine Verschlüsselung der Originaltexte des Requiems. Sie schafft eine Perspektive auf den statischen Fluss der Chor- und Elektronikstimmen, die sich im Laufe des Stücks allmählich verändert. Der Titel dieser Neukomposition ist ein Zitat aus einer Zeile in Teil III: «Sie gehen daher wie ein Schemen».


Zurück zur Startseite und zu den weiteren aktuellen Meldungen.