Kommentar von Christian Frietsch

Stuttgarter Heimatkunde für Baden-Baden – Ministerium benennt Merkur in „Merkurberg“ um

Stuttgarter Heimatkunde für Baden-Baden – Ministerium benennt Merkur in „Merkurberg“ um
Der Baden-Badener Hausberg Merkur. Foto: Archiv

Bild Christian Frietsch Kommentar von Christian Frietsch
31.08.2021, 00:00 Uhr



Baden-Baden/Stuttgart Offenbar will das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg, geleitet von der ehemaligen Büroleiterin des Vorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion, Nicole Razavi, seine Nähe zu Land und Leute demonstrieren.

Das ist eine Vermutung. Was der Anlass ist für eine Presseerklärung, die gestern in die Redaktionen flatterte, ist aber nicht klar. Vielleicht haben die Ministerialbeamten das Welterbe im Auge und erwarten so auch für das Ministerium einen positiven Effekt. Auf der Homepage des Ministeriums sind im Vordergrund vornehmlich jubelnde CDU-Politiker zu sehen. OB Mergen und der CDU-Landtagsabgeordnete Tobias Wald. mlw.baden-wuerttemberg.de Bei den eigentlichen Baden-Badenern dürfte der Bericht über den «Merkurberg» einiges Stirnrunzeln nach sich ziehen. Die wenigen Einheimischen, die es noch gibt, kennen nur den «Merkur». Das respektiert auch Wikipedia. Dort heißt es «Merkur (Berg)». wikipedia.org Auch das Baden-Badener Stadtwiki benennt den Baden-Badener Berg nach seinem gebräuchlichen Namen «Merkur» und nicht «Merkurberg». www.stadtwiki-baden-baden.de

Für die im Partei-Gehorsam handelnde Baden-Badener Rathaus-Chefin mit samt der Tourismusbeauftragten ist das Motto auch schon klar. «good-good life» auf dem «Merkurberg». Vielleicht plädiert das Stuttgarter Heimatkunde-Ministerium für die Umbenennung der Zugspitze in Zugspitzenberg, damit jedes Missverständnis auch bei den Banausen vermieden wird. Der Berg liegt in Bayern, schon klar, aber egal.

 

Die «Merkurberg»-Mitteilung aus dem Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg im Wortlaut:

Gleich zwei Kulturdenkmale lassen sich auf dem Baden-Badener Merkurberg besichtigen: Der Merkurturm, der 1905 anstelle eines 1837 errichteten Aussichtsturmes neu erbaut wurde, und die Merkurstandseilbahn, die zusammen mit der Ober- und Unterstation im Jugendstil unter Denkmalschutz steht.

«Die Standseilbahn mit Ober- und Unterstation ist ein Musterbeispiel eines Zweckbaues. Die Architektur passt sich in ihrer Formensprache vorbildhaft der technischen Nutzung als Seilbahn an. An ihrer Erhaltung besteht aus künstlerischen, wissenschaftlichen und heimatgeschichtlichen Gründen ein öffentliches Interesse», so Nicole Razavi MdL, die für den Denkmalschutz in Baden-Württemberg zuständige Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen.

1913 wurde der Mauerwerkturm mit seiner Plattform auf genau 700 Meter ü. NN erhöht. Seit 1985 ist der Merkurturm als Kulturdenkmal ausgewiesen. Die 23 Meter hohe Aussichtsplattform, zu der ein Fahrstuhl im Turm führt, bietet einen einzigartigen Panoramablick über Baden-Baden, den Schwarzwald, das Murgtal, die Rheinebene und die Vogesen.

Die Standseilbahn mit Ober- und Unterstation wurde 1912/13 nach Plänen des Architekten Heinrich Henes erbaut und stellt mit ihren feinfühlig in die Landschaft eingeordneten Gebäuden mit der Jugendstilbrunnenanlage ein Musterwerk im Schaffen des Architekten dar.

Die Bergbahn zählt mit Steigungen zwischen 23 und 58 Prozent zu den längsten und steilsten Standseilbahnen in Deutschland. Die Merkurbahn fährt täglich von 10 bis 22 Uhr. Einkehrmöglichkeiten sind vorhanden.


Zurück zur Startseite und zu den weiteren aktuellen Meldungen.