Aus dem Rathaus Baden-Baden

Deutlich besserer ökologischen Fußabdruck in Baden-Baden – Biomassekonzept beeindruckt Besuchergruppen

Baden-Baden, 11.05.2019, Bericht: Rathaus Das Biomassekonzept beeindruckt durch die neue Pilotanlage zur Herstellung von Aktivkohle aus Biomasse und zieht Besuchergruppen an.

Das zeigte sich schon vor einiger Zeit, als im Rahmen der Veranstaltungsreihe «7 Wochen Müllfasten während der Fastenzeit» interessierte Bürger an einer Führung durch die Biomasseanlage teilnahmen. Denn auch dort ging es in einem Programmpunkt um die Verwertung der Bioabfälle in Baden-Baden. Bernhard Schäfer, Leiter des städtischen Eigenbetriebs Umwelttechnik, führte die Gruppe zunächst durch die Grünschnittanlage. Dort werden im Eingangsbereich die angelieferten Gartenabfälle in drei Fraktionen getrennt erfasst: Der Grünschnitt mit Erdanhaftungen wird kompostiert. Holzige Gartenabfälle wie Äste, Wurzeln oder auch Holzstämme werden von starken Maschinen zu Holzhackschnitzel und damit zu Brennstoff weiterverarbeitet. Weiche Grünrückstände wie Laub und Rasenschnitt, Heu, Stroh oder feines Reisig werden zerkleinert und nach Feinvermahlung in Silageballen gepresst. Schäfer erklärte, dass durch die entstehende Milchsäure während der Silierung zum einen die Biomasse konserviert und zum anderen die Zellulose im Grünschnitt noch besser aufgeschlossen wird. Anschließend werden die Silageballen zur Gemeinschaftskläranlage Baden Baden Sinzheim transportiert, wo sie weiterverarbeitet werden. Auch ein eingeschobener Kurzfilm über die Aufgaben der Kläranlage ergänzte die Führung.

Doch die Baden-Badener Kläranlage reinigt nicht nur das Abwasser. Hier wird auch der sehr energiereiche Presssaft aus der Silage in einer Biogasanlage zu Biogas weiterverarbeitet. Im Blockheizkraftwerk wird das Biogas in Strom und Wärme umgewandelt. Die Besucher kamen beim Rundgang durch die Kläranlage auch zur Verwertungsanlage der Bioabfälle aus der Biotonne. Die Gruppe zeigte sich erfreut darüber, dass relativ wenig Störstoffe in den Bioabfällen enthalten sind. Trotzdem war der eine oder andere doch erstaunt, was sich alles im Bioabfall finden lässt wie beispielsweise Teller, Besteck oder sogar Batterien. Selbst ein Gebiss wurde schon herausgeholt.

Einen sichtbar bleibenden Eindruck vermittelte den Teilnehmern aber die neue Pilotanlage zur Herstellung von Aktivkohle aus Biomasse. Die Aktivkohle soll zur Abwasserreinigung auf der Kläranlage eingesetzt werden. Rund 1.000 Tonnen Restbiomasse aus der Grüngut- und Bioabfallverwertung sollen in der weltweit einzigen Pilotanlage verarbeitet werden. Daraus werden dann zirka 200 bis 300 Tonnen Aktivkohle. Das ist die Menge, die pro Jahr zur Abwasserreinigung auf der Kläranlage benötigt wird. Wie der Leiter der Umwelttechnik berichtete, schneidet die Aktivkohle aus Bioabfall verglichen mit der wesentlich teureren Standardkohle sehr gut ab. Der Einsatz dieser «Bio-Kohle» führe dazu, dass das konventionelle Ausgangsmaterial von Standardaktivkohle, nämlich Steinkohle, ersetzt werden könne und damit einen deutlich besseren ökologischen Fußabdruck aufweise, weil weite Transportwege von Südostasien, Afrika oder Südamerika und auch Kinderarbeit vermieden werden können. Die Anlage soll international Schule machen und wird von der europäischen Union gefördert, erfuhren die Besucher. Michaela Schorpp, Organisatorin der Veranstaltungsreihe bedankte sich Bernhard Schäfer für die Führung. Die Besucher bekamen einen Einblick in ein interessantes Verwertungsverfahren, bei dem aus vermeintlichen Abfällen Energie und wertvolle Sekundärrohstoffe entstehen, die in der Region wieder genutzt werden.


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