Fremersberg jahrelang Großbaustelle

Sprengungen auf SWR-Gelände in Baden-Baden - Ab Juli täglich ein halbes Jahr lang - SWR-Sprecher Norbert Warth: "Baustelle bis vermutlich 2022" - 5.700 Lastwagen-Ladungen von Fremersbergstraße über Waldseestraße

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goodnews4-VIDEO-Interview von Nadja Milke mit Norbert Warth

Baden-Baden, 07.05.2018, 00:00 Uhr, Kommentar: Christian Frietsch Das Ausmaß der Bauarbeiten für ein neues Medienzentrum auf dem SWR-Gelände wird für Anwohner und Bürger eine bisher noch kaum realisierte Größenordnung erreichen. Im goodnews4-VIDEO-Interview erklärte Norbert Warth, Leiter der Hauptabteilung Service und Gebäudemanagement des SWR: «Geplant ist, dass wir nach der Fußball-WM mit Sprengungen beginnen. Es wird in der Regel eine Sprengung geben pro Tag, es kann aber auch sein, dass man eine zweite Sprengung vornehmen muss.»

Die geplanten Uhrzeiten für die Sprengungen sind 9.10 Uhr und 14.10 Uhr. Der Knall sei etwa eine Sekunde lang. Alternativ zum Sprengverfahren könnte auch ein Fräs- und Reiß-Verfahren zum Einsatz kommen, das im Zuge der EU-weiten Ausschreibung angeboten wurde. Beide Verfahren würden derzeit geprüft. Bei dem alternativen Verfahren könnte die Erstellung der Baugrube aber erheblich länger dauern als die geplanten sechs Monate, was auch eine längere Belastung der Anwohner und vor allem auch der Beschäftigten des SWR zur Folge hätte.

Die Bauarbeiten für das SWR-Medienzentrum werden nicht nur zu einer Lärmkulisse führen, sondern auch den Straßenverkehr enorm belasten. Von den vielen Details wurde seitens der Baden-Badener Stadtverwaltung bisher nur wenig bekannt. Dies holte nun Norbert Warth nach und nannte zuerst den Zeitraum für den ersten Bauabschnitt: «Die ganze Geschichte wird ein halbes Jahr dauern bis man diese Baugrube erstellt hat.» Und er ging auch auf den logistischen Aufwand ein: «Das sind so rund 40 Lkw pro Tag, die dann über die Fremersbergstraße angefahren kommen.» Alle Absprachen seien schon mit der Stadt Baden-Baden getroffen worden. Die Lkw werden die Hans-Bredow-Straße im Einbahnverkehr nach oben fahren, beladen und dann über die Hermann-Sielcken-Straße abfahren. Ziel der Stadt sei es, «den Verkehr möglichst aus der Innenstadt herauszuhalten, das heißt, alle Absprachen sind mit der Stadt getroffen worden, so dass man ein möglichst verträgliches Verkehrssystem für den Abtransport des Baugrubenaushubes» hinbekomme. Die Lastwagen-Karwanen werden dann über die Waldseestraße auf den Verfassungsplatz gelenkt und am Ebertplatz vorbei auf den Autobahnzubringer Richtung Baden-Oos fahren.

«Die Baustelle wird vermutlich 2022 abgeschlossen sein und dann können unsere Beschäftigten in den Neubau einziehen in das neue Medienzentrum», erwartet Norbert Warth. Ein Blick in die Planungsunterlagen zeigt, dass der Abschluss der Bauarbeiten für Dezember des Jahres 2022 vorgesehen ist. Eine Bauzeit von dreieinhalb Jahren ist zu erwarten im Falle, dass alle Maßnehmen nach Plan verlaufen.

Ein noch ganz anderes Ausmaß an Bautätigkeiten wird die in dieser Sache etwas sorglose Bürgerschaft dann noch Jahre lang in Atem halten. Noch während der Bautätigkeit für das SWR-Medienzentrum werden voraussichtlich auch die Bauarbeiten für das größte Wohnungsbauprojekt Baden-Badens einsetzen. 383 Wohneinheiten sollen auf dem vom SWR verkauften 50.000 Quadratmeter großen Gelände entstehen. Schon vor zwei Jahren hatte sich goodnews4.de mit den möglichen Auswirkungen von jahrelangen Mammutbaustellen auf die Stadt Baden-Baden beschäftigt.

Die Baden-Badener Oberbürgermeisterin und der Baden-Badener Gemeinderat werden sich nicht darauf berufen können, dass es keine Warnungen gab. In einer ganzen Reihe von Berichten und Interviews von goodnews4.de wird der Verkauf der 50.000 Quadratmeter des SWR-Geländes als folgenschwere Spekulation für Stadtbild und Immobilienmarkt gesehen. Ohne erkennbaren Dialog mit den Bürgern folgte das Baden-Badener Rathaus den Vorstellungen des öffentlich-rechtlichen Senders. Mit Beate Böhlen, Grüne, sitzt auch eine Stadträtin mit ihrem Landtagsmandat im SWR-Rundfunkrat. Eine Interessenkollision liegt nahe.

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Welche Rechte die Bürger für die Mitsprache bei solch weitreichenden städtebaulich relevanten Projekten haben, wurde in Baden-Baden wenig erörtert. Zu Beginn der letzten Legislatur hatten die Grünen unter Winfried Kretschmann gegen den Widerstand insbesondere vieler Bürgermeister Modifikationen von Rechtsgrundsätzen durchgesetzt und in die neue Gemeindeordnung eingebracht. www.landtag-bw.de. Zum Thema Bauleitplanung, die in Baden-Württemberg wie in den meisten anderen Bundesländern auch bisher von Bürgerbegehren und -entscheiden ausgenommen war, enthält das Gesetz eine wichtige Änderung. Mit Inkrafttreten können Bürgerinnen und Bürger über die Einleitung von Bauleitplanverfahren mitbestimmen. Bürgerinnen und Bürger haben jetzt die Möglichkeit, Grundsatzentscheidungen über die Bauplanung und der Stadtentwicklung zu treffen.

Wohl auch die fehlende kommunalpolitische Streitkultur, auch im Baden-Badener Gemeinderat, führte nun dazu, dass unsere Stadt kritiklos ein Spekulationsprojekt des öffentlich-rechtlichen Rundfunks durchgewunken hat, das den gesamten Immobilienmarkt aus dem Gleichgewicht bringen und die touristische Qualität Baden-Badens wohl mindestens ein halbes Jahrzehnt lang einschränken könnte. Schon bei dem voraussichtlich in zwei Monaten beginnenden Aushub der Baugrube für das SWR-Medienzentrum werden nach Angaben des öffentlich-rechtlichen Senders 40.000 Kubikmeter Aushub gefördert.Sollte diese ganze Masse abtransportiert werden, bieten sich nach goodnews4-Informationen drei Varianten: Beförderung mit einem Dreiachser mit jeweils 7m3, einem 4-Achser mit jeweils 10 Kubik oder einem Sattelzug mit jeweils 17 Kubik. Bei der kleinen Lösung werden dann 5.714 Lastwagen jeweils zweimal durch Baden-Baden fahren, täglich insgesamt 86 mal. Einmal hin und einmal zurück zur Baustelle beim SWR.

In einer Hauruck-Aktion haben sich Bauauschuss und Gemeinderat nun auch noch mit Änderungen des dann ganz großen Projektes «Wohnen am Tannenhof» zu beschäftigen. Und alles muß und wird dann wohl auch wieder ganz schnell über die kommunalpolitische Bühne gehen. Augen zu und durch.


Abschrift des goodnews4-VIDEO-Interviews mit Norbert Warth:

goodnews4: Die Bauarbeiten für das SWR-Medienzentrum stehen bevor. Wann beginnen die Bauarbeiten und wann werden die SWR-Mitarbeiter in die neuen Räume einziehen können?

Norbert Warth: Es ist geplant, dass die Bauarbeiten nach der Fußball-Weltmeisterschaft starten. Es wird beginnen mit dem Aushub der Baugrube. Das ist auch die Phase, die auch Lärm erzeugen wird, aber alles in einem Bereich, der − vor allem auch für unsere Beschäftigten, die ja direkt daneben wohnen und auch für die Anwohner − letztlich so sein wird, dass man da nicht zu sehr darunter leidet.

goodnews4: Große Sorgen machen sich die Anwohner vor allem wegen der angekündigten Sprengarbeiten. Wo und wann wird denn gesprengt?

Norbert Warth: Geplant ist, dass wir nach der Fußball-WM mit den Sprengungen beginnen. Es wird in der Regel eine Sprengung geben pro Tag, es kann aber auch sein, dass man eine zweite Sprengung vornehmen muss. Es gibt fest definierte Zeiten dafür. Die Sprengungen sind, wenn sie kommen sollten, so angelegt, dass es sogenannte Mikrosprengungen sind. Es ist so, dass man da eigentlich nur kleine Massen bewegt, es wird auch geschützt durch Sprengmatten und das ist auch ganz wichtig für uns selbst, denn wir müssen ja den Produktionsbetrieb aufrechterhalten, das heißt, wir müssen Sendungen fahren können. Wir haben auch hier am Standort Baden-Baden ein großes Rechenzentrum und da ist uns selbst auch schon sehr daran gelegen, dass dieses System, das gewählt wurde, um die Sprengungen auszuführen, auch wirklich eines ist, das mit unseren Tätigkeiten hier vor Ort auch verträglich ist. Die Anwohner haben eigentlich keine Schäden zu erwarten, sie sind ja auch weit über hundert Meter entfernt von den Sprengarbeiten und wir sind, wie gesagt, selbst sehr darauf bedacht, dass auch bei uns alles in Ordnung bleibt.

goodnews4: Nun muss das Material, das herausgesprengt wird, ja auch abtransportiert werden. Wie viele Lkw-Ladungen werden denn täglich abtransportiert werden und welchen Weg werden die Lkw nehmen, denn die Fremersbergstraße ist eine vielgenutzte Straße in Baden-Baden?

Norbert Warth: Noch kurz zu Ihrer ersten Frage: Die Baustelle wird vermutlich 2022 abgeschlossen sein und dann können unsere Beschäftigten in den Neubau einziehen in das neue Medienzentrum. Von der Masse her geht es hier um rund 40.000 Kubikmeter Fels, der zu bewegen ist. Die ganze Geschichte wird ein halbes Jahr dauern bis man diese Baugrube erstellt hat, das sind so rund 40 Lkw pro Tag, die dann über die Fremersbergstraße angefahren kommen, die Hans-Bredow-Straße im Einbahnverkehr dann nach oben fahren, beladen werden und dann über die Hermann-Sielcken-Straße abfahren. Ziel der Stadt ist es, den Verkehr möglichst aus der Innenstadt herauszuhalten, das heißt, alle Absprachen sind mit der Stadt getroffen worden, so dass man ein möglichst verträgliches Verkehrssystem für den Abtransport des Baugrubenaushubes auch hinbekommt.

goodnews4: Es gibt ja noch ein weiteres Großbauprojekt auf dem SWR-Gelände, beziehungsweise ehemaligen SWR-Gelände, das Projekt «Wohnen am Tannenhof». Wie sind denn die beiden Großbauprojekte miteinander abgestimmt? Werden sich die beiden Projekte überschneiden und wird es dann zu noch mehr Belastungen für die Anwohner und die Baden-Badener kommen?

Norbert Warth: Wir haben ja den großen Vorteil, dass wir mit unserem Bauvorhaben schon früher loslegen können, Ende Juli, Anfang August, und das andere Bauvorhaben ist ja jetzt in der weiteren Beratung, so dass wir diesen Vorlauf nutzen können, um unsere Baugrubenerstellung abzuschließen, so dass wir da auch ein bisschen eine zeitliche Entfrachtung haben. Bei den weiteren Fortschritten, einerseits bei uns am Gebäude, als auch bei dem, was am Tannenhof entstehen wird, werden wir uns sehr eng abstimmen, dass wir hinsichtlich der Baustellenlogistik und des Abtransports und des Anfahrens hier best möglich zusammenarbeiten werden.

goodnews4: Letzte Frage: Der Baden-Badener Stadtrat soll über Modifikationen des Bebauungsplans zu dem Wohnungsbauprojekt «Wohnen am Tannenhof» entscheiden. Neben den Firmen des Investors Epple steigt auch die SWR Media Services in das Projekt ein. Was ist denn der Grund dafür?

Norbert Warth: Bisher war ja vorgesehen, es im Rahmen eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans zu realisieren. Dadurch, dass jetzt auch die SMS dort bauen möchte − und ich glaube, das ist auch für die Stadt eine Bereicherung − das ist ja unsere Media-Tochter, es ist so, dass die auch auf dem Gelände, unten am Eingangsbereich der Hans-Bredow-Straße, ein Gebäude errichten wird. Somit ist dann auch die SMS Vorhabensträger für ihren Bau, also nicht für das gesamte Gelände, nicht für das, was dann Epple noch an Wohnbau realisieren wird, aber für dieses Gebäude, das die SMS für sich erstellen wird. Und deswegen ist das jetzt praktisch die Erweiterung mit drei Vorhabenträgern.

goodnews4: Was wird das für ein Gebäude werden, welche Nutzung wird es haben?

Norbert Warth: Es ist für unsere SMS, dort ist ja auch der Werbezeitenverkauf, dort ist dann auch der SWR3 Club untergebracht. Wir haben ja auch hier Gott sei Dank das Glück gehabt, dass wir die Baden-Badener Pensionskasse hier am Standort sitzen haben, die wird dann vermutlich auch als Mieter bei der SMS einziehen. Also es ist eine Büronutzung, die dort stattfinden wird.

goodnews4: Vielen Dank für das Interview.


Das Interview führte Nadja Milke für goodnews4.de.

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