Baupolitische Initiative für günstigen Wohnraum

OB Mergen sieht Baden-Badener Baupolitik auf richtigem Weg - Zum Wohnen am Autobahnzubringer: "Wir haben die Bushaltestelle direkt vor der Tür" - "Große Einmütigkeit im Gemeinderat und Verwaltung"

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goodnews4-VIDEO-Interview von Nadja Milke mit OB Margret Mergen

Baden-Baden, 28.03.2018, 00:00 Uhr, Bericht: Christian Frietsch Die Baden-Badener Baupolitik steht seit Jahren im Brennpunkt. Die Innenstadt rückte seit der Finanzkrise 2007 mehr denn je in den Fokus von Kapitalanlegern und Wohnungsbaugesellschaften. Die Folgen sind erhebliche Veränderungen im Stadtbild und im Wohnraumangebot für Normalverdiener und wirtschaftlich schwächere Bürger. Günstiger Wohnraum in der Innenstadt ist kaum noch zu finden.

Die bevorstehenden Wohnungsbauprojekte Vincentius und SWR-Tannenhof werden vor allem hochwertigen Wohnraum anbieten. goodnews4.de berichtete. Eine baupolitische Initiative für günstigen Wohnraum in der Innenstadt ist nicht in Sicht. Im goodnews4-VIDEO-Interview sieht Oberbürgermeisterin Margret Mergen die Baupolitik dennoch auf dem richtigen Weg. «Wir haben eine ganze Menge Bebauungspläne in Arbeit und einige sind bereits auch schon umgesetzt. Denken Sie an Steinbach, an die ‘Untere Sommerbühn’, dort sind wunderschöne Wohnquartiere als Doppelhäuser, als Einzelhäuser in der Realisierung, wenn Sie durch Steinbach fahren, sehen Sie es. Wir machen weiter in Sandweier mit dem Baugebiet ‘Stöcke Nord’, auch dort wird in den nächsten zwei, drei Jahren ein ganz neues Wohngebiet entstehen mit Doppelhäusern, teilweise auch Mehrfamilienhäuser, mit ein bisschen Garten und Grünland. Insgesamt haben wir 24 Bebauungspläne in Arbeit, die wir in den nächsten zehn Jahren sukzessiv umsetzen werden.»

Den auch aus gesundheitlichen Gründen umstrittenen Standort am Autobahnzubringer neben dem sogenannten Tausendfüßler − goodnews4.de berichtete − rechtfertigt OB Mergen mit der günstigen Verkehrsanbindung: «Wir haben in den letzten Jahren das ganze Stadtgebiet überprüft, wo gibt es denn Bauflächen und die sollten natürlich möglichst da sein, wo auch Busverbindungen sind, wo bereits Straßenverbindungen sind, wo es vielleicht auch schöne Freiflächen gibt. Und da ist diese Fläche schon gut gelegen. Wir haben die Bushaltestelle in der Schwarzwaldstraße direkt vor der Tür.»

Die andere Seite von Baden-Baden als Stadt eines besonderen Klientels und der Immobilien-Spekulanten lässt sich aus der Statistik ableiten. Baden-Badener Neubauwohnungen sind 50 Prozent größer als in Karlsruhe und Stuttgart, genehmigte Wohnungen sind durchschnittlich 157 Quadratmeter groß. goodnews4.de berichtete.


Abschrift des goodnews4-VIDEO-Interviews mit OB Margret Mergen. Das Interview hat goodnews4.de bereits am 25. Januar 2018 aufgezeichnet.

goodnews4: Was sind denn die wichtigsten Zahlen zum Wohnraumbedarf in Baden-Baden?

Margret Mergen: Wir haben im Jahr 2014 eine Bedarfsanalyse erstellt, die bis zum Jahr 2030 heranreicht und ermittelt, dass Baden-Baden einen Bedarf von rund 2.770 Wohnungen bis 2030 braucht.

goodnews4: Wie hoch ist denn das Angebot in Baden-Baden und wie hoch ist die Nachfrage?

Margret Mergen: Wir haben in dieses Bedarfszahlen ermittelt, dass rund 700 Mietwohnungen gebraucht werden, natürlich auch Ein-Familien-Häuser für junge Familien, Eigentumswohnungen, aber 700 Mietwohnungen. Unsere städtische Wohnungsbaugesellschaft, die GSE, hat sich vorgenommen, von diesen 700 allein 250 selber herzustellen bis zum Jahr 2030. Wir haben dann im Jahr 2015 gestartet und wir sind jetzt hier in einem der Beispiele, die die GSE errichtet hat, hier beispielsweise 72 Wohneinheiten. Insgesamt hat die städtische Wohnungsbaugesellschaft bis heute schon 172 Wohnungen errichtet. Das heißt, sie ist ihrem Ziel schon zu 70 Prozent nahe gekommen und hat jetzt immer noch die Jahre bis 2030, um noch mehr Wohnungen zu realisieren. Nicht nur die städtische Wohnungsbaugesellschaft realisiert preisgünstigen Wohnraum, auch die «Familienheim» hat rund 50 Wohnungen in der Realisierung und auch die Baugenossenschaft im Bereich Ooswinkel wird rund 44 Wohnungen dort errichten. Das heißt, allein die drei zusammen haben schon rund 350 Wohneinheiten in der Realisierung an bezahlbarem Mietwohnungsraum. Das heißt, die Hälfte des Bedarfs, den wir ermittelt haben, ist im Moment schon in Realisierung.

goodnews4: Nun haben wir den Eindruck, dass neben sozialem Wohnraum oder besonders preisgünstigem Wohnraum auch die sogenannten Normalverdiener, Singles, junge Paare, Alleinstehende, aber auch junge Familien Mühe haben, Wohnraum zu finden. Haben Sie dazu auch Zahlen?

Margret Mergen: Wir haben eine ganze Menge Bebauungspläne in Arbeit und einige sind bereits auch schon umgesetzt. Denken Sie an Steinbach, an die «Untere Sommerbühn», dort sind wunderschöne Wohnquartiere als Doppelhäuser, als Einzelhäuser in der Realisierung, wenn Sie durch Steinbach fahren, sehen Sie es. Wir machen weiter in Sandweier mit dem Baugebiet «Stöcke Nord» auch dort wird in den nächsten zwei, drei Jahren ein ganz neues Wohngebiet entstehen mit Doppelhäusern, teilweise auch Mehrfamilienhäuser, mit ein bisschen Garten und Grünland. Insgesamt haben wir 24 Bebauungspläne in Arbeit, die wir in den nächsten zehn Jahren sukzessiv umsetzen werden. Wir haben aber auch Wohnquartiere in der Innenstadt, denken Sie da an den ganzen Bereich des SWR-Areals, denken Sie auch an den Bereich Balger Straße, denken Sie an das Sanierungsgebiet in Oos, wo gerade aktuell auch ehemalige Gärtnereien umgewandelt werden zu Mehrfamilienhäusern. Das tun teilweise dann private Investoren, aber all das hilft natürlich den Menschen, die in Baden-Baden leben wollen oder auch arbeiten, eigenen Wohnraum zu finden.

goodnews4: Wir befinden uns hier in der Wörthstraße in den Bauprojekt der GSE direkt neben dem sogenannten Tausendfüßler, ein gesundheitlich zumindest umstrittener Platz. Gab es denn dazu keine Alternativen in Baden-Baden?

Margret Mergen: Wir haben in den letzten Jahren das ganze Stadtgebiet mal überprüft, wo gibt es denn Bauflächen und die sollten natürlich möglichst da sein, wo auch Busverbindungen sind, wo bereits Straßenverbindungen sind, wo es vielleicht auch schöne Freiflächen gibt. Und da ist diese Fläche schon gut gelegen. Wir haben die Bushaltestelle in der Schwarzwaldstraße direkt vor der Tür, wir werden an der Oos einen zusätzlichen Geh- und Radweg anlegen, wir wollen Wörthböschel, was von hier gerade 100 Meter entfernt ist, den Park noch weiter aufwerten, so dass wir sagen, die Fläche liegt eigentlich optimal. Wir brauchen kein neues Land, wir gehen nicht auf die grüne Wiese, die uns ja auch immer sehr, sehr wichtig ist, und müssen kein neues Land in Anspruch nehmen, wir nehmen Flächen, die früher mal ein Sägewerk waren. Und dadurch dass die Schalltechnik heute so fortschrittlich ist und wir dreifach verglaste Fenster haben, hört man tatsächlich von dem Verkehrslärm weniger als in so mancher Bestandwohnung, die hier schon seit den 50er Jahren in der Nachbarschaft ist.

goodnews4: Woher kommt denn dieser hohe Bedarf jetzt zu diesem Zeitpunkt? Die Stadt ist ja gesetzlich zur Daseinsfürsorge verpflichtet, wurden in der Vergangenheit falsche Schwerpunkte gesetzt in der Baupolitik, zum Beispiel mit dem Vincentius-Projekt, das viel Kraft gekostet hat?

Margret Mergen: Ich glaube, wir beobachten seit 15 Jahren eine Renaissance der Städte, das heißt, die Menschen wollen wieder in die Stadt ziehen. Das ist nicht nur in Baden-Baden so, das ist in vielen Städten. Das hängt damit zusammen, dass die Kindergartenversorgung, die Schulversorgung und die Gesundheitsversorgung in der Regel in den Städten besser ist, als im ländlichen Raum. Das hängt auch damit zusammen, dass wir immer mehr Ein-Personen-Haushalte haben und die wollen natürlich auch kulturelle Angebote, Sportangebote, soziale Nähe, kurze Wege, nicht mehr angewiesen sein auf ein eigenes Auto und durch einen Busverkehr Alternativen haben. Das sind Argumente für die Städte. Und der aktuelle Bauboom ist natürlich auch der günstigen Zinslage geschuldet, das heißt, jeder, der es sich ermöglichen kann jetzt ein eigenes Heim zu bauen, hat natürlich dann eine ruhigere Zukunftsperspektive für das Alter. Und ich glaube, das ist ein Boom, der uns guttut, denn jeder, der eigene vier Wände hat, fühlt sich noch mehr zuhause, kümmert sich um das Umfeld, pflegt seine Anlagen, guckt, dass da kein Müll herumliegt, so dass ich sage Eigentumsbildung ist die beste Zukunftsvorsorge für eine Stadt.

goodnews4: Muss es angesichts dieser Zahlen ein Umdenken geben in der Baden-Badener Baupolitik?

Margret Mergen: Ich glaube, das haben wir eingeleitet in 2014 gemeinsam auch mit großer Einmütigkeit im Gemeinderat und Verwaltung gehen hier Hand in Hand und ich freue mich sehr, dass auch die GSE ein toller Partner ist, genau wie die «Familienheim» und die Baugenossenschaft. Wir sind auf gutem Wege und ich glaube, wir werden viele neue Bürger dadurch nach Baden-Baden holen können.

goodnews4: Vielen Dank für das Interview.

Das Interview führte Nadja Milke für goodnews4.de

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