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goodnews4-Interview-Serie von Christian Frietsch mit Franz Alt – „Spannend bleibt es bis zum Schluss“ – Teil 10 „Tod“

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goodnews4-VIDEO-Interview von Christian Frietsch mit Franz Alt

Baden-Baden, 28.02.2024, Bericht: Redaktion Als Fernsehmoderator bei der ARD hatte er Millionen von Zuschauern und wurde suspendiert. Heute ist Franz Alt einer der erfolgreichsten und gleichzeitig umstrittensten deutschen Bestsellerautoren zu den Themen Klima, Kirche und Krieg.

Christian Frietsch führte anlässlich des 85. Geburtstags des Schriftstellers 10 Interviews zu 10 wesentlichen Lebensbegriffen. Jedes Interview dauert etwa fünf Minuten. Im zehnten und letzten Teil der Serie befassen sich Christian Frietsch und Franz Alt mit dem Begriff «Tod».

 


Abschrift des goodnews4-VIDEO-Interviews von Christian Frietsch mit Franz Alt, Journalist und Autor aus Baden-Baden, über «Tod»:

goodnews4: Franz, das ultimative Stichwort, über das denken die einen, dass es das ultimative Ende ist, und die anderen haben einen sehr schönen Trost und sagen, es wird noch viel besser – es ist das Stichwort «Tod». Für die einen ist es das Ende aller Dinge und für die anderen ist es der Beginn eines ewigen Glücks. Liegt denn nicht nahe, dass das ein doch fantasiereicher Trost ist?

Franz Alt: Das liegt nahe und viele empfinden das ja auch so und sagen, Religion oder die Vertröstung aufs Jenseits ist nur ein ganz billiger Trost. Freud hat gesagt «Religion ist eine Krankheit». Ganz schlicht. Ich sehe es anders. Für mich ist der Tod kein Ende. Der Tod ist eine Wende. Der Tod ist kein Untergang. Der Tod ist ein Übergang. Genau weiß ich es natürlich nicht, deshalb sage ich solche allgemeinen Begriffe. Aber mir ist aufgefallen, und das ist tröstlich, dass sowohl im ägyptischen Totenbuch wie auch im tibetischen Totenbuch dieselbe Definition oder eine sehr ähnliche Definition für das steht, was der Tod ist. Dort heißt es nämlich: «Wir leben nicht, um zu sterben, sondern wir sterben, um zu leben.» Für mich ist dieser Satz «Wir leben nicht, um zu sterben, sondern wir sterben, um zu leben» auf das Christentum übertragen die ganze Osterbotschaft. Ich habe den Tod überwunden. Und das hat Jesus vorgemacht. Der Tod muss nicht das letzte Wort haben. Wenn das in so verschiedenen Regionen wie Tibet, Ägypten, christliches Abendland der Fall ist, Übereinkunft in allen Religionen, in allen Weisheitslehren heißt es «Du brauchst keine Angst zu haben vor dem Tod», dann muss da irgendetwas dran sein für jeden Menschen, der ein bisschen nachdenkt.

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goodnews4: Das ist wahrscheinlich so, klingt auch plausibel, aber auch da ist ja die Frage nach der Ausdeutung, nach der Definition, nach der Begriffserklärung. Angeblich ist es so, die Biomasse der gegenwärtigen Menschheit ist gleich der Biomasse der Ameisen und es gibt viele Vergleiche. Wenn man nun die gesamte Biomasse der Menschen nur mal herausnimmt und mal hochrechnet, wie viele Menschen in der Vergangenheit gelebt haben, dann kann man ja davon ausgehen, dass die Moleküle und Atome des Menschen in irgendeiner Weise weiterleben. So gesehen, kann man fast keinen Einspruch erheben auf das unendliche Dasein, bis vielleicht eines Tages alles in einem schwarzen Loch verschwindet. Und wir wissen ja noch gar nicht ganz genau, wie wir es sehen wollen, wenn alles in einem unendlich kleinen Punkt verschwindet, den wir Universum nennen. Aber so weit wollen wir nicht denken, bleiben wir mal vorher stehen und sagen, dass wir einfach immer dableiben, also dass die Materie in dem Fall dableibt, wenn es so etwas gibt wie Seele, Geist, bleibt dann auch irgendwie da, nur in einer anderen Form, dann kann man dem ja fast gar nicht widersprechen. Würde das als Trost reichen?

Franz Alt: Für mich ist das mehr als ein Trost. Ich will mal ein Beispiel nennen. In der Nacht nach dem Tod meiner Mutter hatte ich folgenden Traum: Die ganze Familie Alt war auf einem Schiff im Murgtal auf der Murg und meine Mutter fiel über Bord und wir alle hatten Angst, weil sie nicht schwimmen konnte, sie absaufen wird. Aber keiner ist nachgesprungen seltsamerweise. Wir hatten alle Angst um die Mutter und plötzlich steht sie auf in der Murg und das Wasser reicht ihr nicht mal bis zu den Knien. Und sie lacht und lacht und lacht. Sie lacht nach dem Tod und lacht und lacht und lacht und sagt: «Habt doch keine Angst, mir geht es gut.» Für mich ist dieser Traum weit mehr als ein Trost. Das war der Abschied meiner Mutter, zu der ich ein Urvertrauen hatte. Und es war weit mehr als Trost, sondern es war wirklich Siegesgewissheit. Das schwang in ihrer Stimme mit. Habt keine Angst, mir geht es gut. Einen solchen Abschiedstraum wünsche ich jedem und ich sammle seitdem Träume, Abschiedsträume von Menschen, die ich gut kannte und wusste, die haben gerade jemanden verloren. Eine ganze Reihe von Menschen haben mir gesagt, sie haben gute, ähnliche Abschiedsträume gehabt von einem nahestehenden Menschen, wie ich von meiner Mutter. Das ist für mich mehr als ein Trost.

goodnews4: Die allerletzte Frage noch dazu: Ich weiß nicht wer es gesagt hat, ich glaube Heidegger oder ein anderer, dass wir Menschen angeblich das einzige Lebewesen seien, das vom Tod weiß. Ich habe so einige Zweifel, ob das stimmt, dass nicht Tiere ahnen, dass sie sterben. Wir erheben uns zu sehr. Aber ist denn vielleicht die Frage noch erlaubt zum Schluss, dass wir es einfach nicht einsehen wollen, dass die Natur uns etwas zu geben hat – also Gott dann auch, wenn man es so definiert –, womit wir ja nicht zufrieden sind? Also nimmersatt? Wir wollen einfach weitermachen? Und wir nicht sagen, wir haben ein schönes Leben gelebt, manche werden 100, manche werden 25, wie in der Ukraine.

Franz Alt: Oder 85.

goodnews4: Oder 85, ja. Aber sind wir einfach nimmersatt? Und wollen einfach immer mehr als dieser Gott oder diese Natur uns gibt?

Franz Alt: Die Frage ist, in welchem Bereich wollen wir immer mehr? Wenn es im materiellen Bereich ist, kommen wir relativ schnell an Grenzen. Das Materielle ist immer begrenzt.

goodnews4: Lebenszeit meine ich.

Franz Alt: Lebenszeit ist etwas ganz anderes. Ist es ein Gewinn an Jahren oder ein Gewinn an wirklichem Leben? Und wenn ich auf die großen Vorbilder der Menschheit achte – Jesus, Buddha, Laotse, vielleicht auch den Dalai Lama –, dann sehe ich, dass sie uns immer wieder sagen: «Es gibt ein Leben nach dem Leben.» Und ich glaube, wenn wir lernen, mehr als bislang auf unsere Träume zu achten, finden wir gerade, also ich zumindest in meinen Träumen, eine Bestätigung dieser These, dass es ein ewiges Leben gibt und dass es keinen Grund gibt, Angst zu haben vor dem Tod.

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goodnews4: Aber da stellt sich doch die Frage, Franz, was könnte das konkret sein? Also diese Vorstellung, die man aus anderen Religionen kennt, dass man dann in den Himmel aufsteigt, wenn man ein Märtyrer ist, nach dieser Vorstellung.

Franz Alt: Himmelsleiter gibt es. Das meistgelesene Buch im Mittelalter hieß Himmelsleiter. Also es gibt einen Aufstieg in die Ewigkeit.

goodnews4: Ja, aber auch da können wir immer annehmen als Motivation die große Hoffnung, dass dieses mehr oder weniger geliebte Leben einfach irgendwo weitergeht. Aber es ist ja zweifellos, zumindest nach dem Stand der Wissenschaft, dass die Materie einfach weiter besteht und der Geist vielleicht auch irgendwie weiter besteht. Aber dieses Konkrete, dass der Franz Alt oder der Christian Frietsch oder jeder andere auch, dass der in dieser Identität irgendwo weiter besteht, darum geht es ja dem Einzelnen.

Franz Alt: Das weiß ich nicht und ich glaube niemand weiß es. Aber das Schöne ist, dass es spannend bleibt bis zum Schluss. Das eigentlich Schöne am Leben ist, dass es nie wirklich zu Ende geht und dass wir davon ausgehen können, dass es weitergeht und die große Angst, die viele Menschen heute im Leben haben, ist letztlich eine Angst vor dem Tod und deshalb ist das immer mehr als ein Trost. Ich kann Deine Frage letztlich nicht beantworten, aber spannend bleibt es bis zum Schluss. Das ist mehr als tröstlich.

goodnews4: Darüber habe ich auch mal mit Manfred Rommel gesprochen. Er hatte eine gewisse Schnittmenge mit Dir. Er sagte er glaubt auf jeden Fall an den lieben Gott. Wenn sich nachher herausstellt, dass er nicht da ist, dann ist das nicht schlimm.

Franz Alt: Das wäre keine Katastrophe.

goodnews4: Aber wenn sich herausstellt, dass es ihn tatsächlich gibt und er hat nicht daran geglaubt, dann wäre es schlecht. Deshalb glaubt er an den lieben Gott.

Franz Alt: Das sehe ich ähnlich.

Das Interview führte Christian Frietsch für goodnews4.de.

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