"Aktionskreis Neue Synagoge Baden-Baden" macht mobil
Demonstration am Sonntag in Baden-Baden - "Juden in der Mitte der Gesellschaft" - Aktionskreis fordert "öffentlichen Dialog in der Synagogenfrage"
Baden-Baden, 20.02.2018, 00:00 Uhr, Bericht: Christian Frietsch Während die Baden-Badener Oberbürgermeisterin Margret Mergen gestern Vormittag in Baden-Oos der Verlegung von Stolpersteinen beiwohnte, rief der «Aktionskreis Neue Synagoge Baden-Baden» zu einer Demonstration auf. In einer Erklärung an lokale und regionale Medien heißt es: «Mit einer Kundgebung demonstriert der Aktionskreis Neue Synagoge Baden-Baden am Sonntag, den 25. Februar 2018, für einen öffentlichen Dialog in der Synagogenfrage. Zur Kundgebung sind alle jüdischen und nichtjüdischen Mitbürger eingeladen, die sich für den geplanten Bau einer neuen Synagoge interessieren.»
Die vom Fachgebiet öffentliche Ordnung genehmigte Kundgebung steht unter dem Titel: «Juden in der Mitte der Gesellschaft». Die Demonstration richtet sich auch gegen die Entscheidung der Baden-Badener Stadtverwaltung. Der Sprecher von Oberbürgermeisterin Margret Mergen hatte gegenüber goodnews4.de schriftlich bestätigt, dass bei «einem Termin mit Frau Mergen die jüdische Gemeinde über den Wunsch, eine Synagoge zu bauen» informiert habe. Die jüdische Gemeinde habe darum gebeten, «bei der Grundstückssuche zu helfen bzw. ein stadteigenes Grundstück zur Verfügung zu stellen». Die Antwort aus dem OB-Büro fiel recht negativ aus: «Ein geeignetes Grundstück konnte nicht gefunden werden, somit konnte die Stadt der Gemeinde nichts anbieten.» Die Verwaltung empfahl aber der jüdischen Gemeinde, «sich auf dem privaten Markt umzuschauen». goodnews4.de berichtete. Zu den Vorgängen und Entscheidungen im Baden-Badener Rathaus gab es keine Aussprache im Baden-Badener Gemeinderat. goodnews4.de berichtete.
Alle Hoffnungen ruhen nun auf den Eigentümern des alten Synagogen-Grundstücks, wo 1938 die Baden-Badener Synagoge niedergebrannt wurde, die bisher allerdings einen Verkauf des Grundstücks ablehnen. goodnews4.de berichtete. Zu einem Zeitpunkt, als niemand mehr damit rechnete, dass jemals wieder jüdisches Leben in Deutschland möglich werden würde, hatte der damalige Baden-Badener Zeitungsverleger Werner Hambruch für seine Firma Kölblin das Grundstück 1955 von der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden erworben. Ursprünglich gehörte das Grundstück der jüdischen Gemeinde Baden-Baden, die aber nach der Ermordung und Vertreibung der Juden nicht mehr existierte. Das Grundstück, auf dem die alte Synagoge stand wird als Parkplatz genutzt.
Die von internen Konflikten belastete Israelitische Kultusgemeinde Baden-Baden und die Israeltische Religionsgemeinschaft Baden in Karlsruhe waren sich aber immerhin in einem weitgehend einig. Rami Suliman, Vorsitzender des Oberrats der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden, IRG, hatte bereits im Oktober gegenüber goodnews4.de erklärt, dass ein Standort für die neue Synagoge in der Innenstadt «viel, viel besser» wäre und es sei «natürlich faszinierend, auf dem gleichen Platz, wo die Synagoge war, nochmal zu bauen». goodnews4.de berichtete.
Derzeit sieht es aber nicht so aus, dass dieser Traum in Erfüllung geht. Mit einem Grundstück am Autobahnzubringer, das Rami Suliman für die Israeltische Religionsgemeinschaft Baden, IRG, erworben hat, wollen sich viele jüdische und nichtjüdische Mitbürger nicht zufrieden geben. goodnews4.de berichtete. Rami Suliman ist von der angekündigten Kundgebung am Sonntag an der Fieserbrücke nicht begeistert. Der «selbsternannte Aktionskreis Neue Synagoge Baden-Baden» versuche «durch Öffentlichkeitsarbeit und eine für den 25.02.2018 geplante Kundgebung mit dem Motto ‘Juden in der Mitte der Gesellschaft’ Stimmung gegen den in der Fürstenbergallee geplanten Synagogenneubau zu machen», heißt es in einer gestern Abend an die Medien versendeten Erklärung des IRG-Vorsitzenden als Reaktion auf die vorausgegangene Erklärung des «Aktionskreises Neue Synagoge Baden-Baden». «Es ist nicht hinnehmbar, dass Bürger aus Baden-Baden, auch wenn sie beste Absichten verfolgen, demokratisch getroffene Entscheidungen über Presseartikel und Demonstrationen untergraben wollen», wendet er sich gegen Baden-Badener Bürger, die von ihrem Demonstrationsrecht Gebrauch machen wollen. Der IRG-Vorsitzende will es sich mit dem Baden-Badener Rathaus nicht verderben und wendet sich an alle, «die sich für die neue Synagoge in Baden-Baden engagieren, die demokratisch getroffenen Entscheidungen zu achten und das zukunftsträchtige Bauprojekt sowie das gute Verhältnis der IRG Baden und der Gemeinde zur Stadt Baden-Baden nicht zu beschädigen».
Innerhalb der jüdischen Gemeinde und des «Aktionskreises Neue Synagoge Baden-Baden» kursieren unterschiedliche Lösungsansätze, um den Konflikt um den Synagogenstandort zu beenden. Der bereits erworbene Bauplatz in der Fürstenbergalle könne für Sozialwohnungen und andere Einrichtungen genutzt werden und die Stadtverwaltung solle noch einmal aufgefordert werden, einen geeigneten Bauplatz in der Innenstadt zu suchen. Gegen die von Rami Suliman erwähnte «demokratische Entscheidung» in Zusammenhang mit dem Synagogenstandort läuft nach Auskunft eines Mitglieds der Israelitischen Kultusgemeinde Baden-Baden eine Anfechtung, die vom Zentralrat der Juden in Deutschland noch entschieden wird. goodnews4.de berichtete.
PDF Erklärung des «Aktionskreises Neue Synagoge Baden-Baden» in Deutsch und Russisch
PDF Erklärung von Rami Suliman, Israelitische Religionsgemeinschaft Baden
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