Reaktion auf Kritik an "Dienstleistungsbereich Aumattstraße"

Wolfgang Grenke wehrt sich gegen "Kniefall"-Vorwurf - "Grenke AG hat sich lediglich bereit erklärt entsprechende Räume anzumieten"

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goodnews4-O-TON-Interview von Nadja Milke mit Wolfgang Grenke

Baden-Baden, 13.03.2018, 00:00 Uhr, Bericht: Christian Frietsch Die schon traditionellen Aufregungen bei Baden-Badener Bauprojekten machen auch vor dem geplanten Aumatt-Projekt in Oosscheuern nicht Halt. Es geht dabei zunächst um unterschiedliche Interessenlagen zwischen Anwohnern und Grundstückseigentümern, aber auch die Baden-Badener Wohnungsbau-Lobby mischt mit und könnte in dem Areall ein profitables Projekt sehen.

Der Widerstand der Bürger gegen die überhandnehmenden Wohnbebauungen in der Innenstadt ist gewachsen und den Wohnbauunternehmen fällt es nicht mehr so leicht ihre Kapazitäten auszulasten. Ein Wohnungsbaugebiet Aumatt käme deshalb wohl gerade recht. So meldete sich in der gedruckten Ausgabe des Badischen Tagblatts auch Jürgen Franken zu Wort. Er vertritt als Prokurist die Interessen der Firma Mussler Plan und war ehemals in gleicher Funktion bei IDEALWohnbau tätig. In seinem Leserbrief warf er der Stadtverwaltung einen «Kniefall» vor Wolfgang Grenke vor. Im goodnews4-O-TON-Interview trat Wolfgang Grenke diesem Vorwurf entgegen: «Das ist natürlich absurd. Es ist vielleicht nur der Ausfluss der Interessenlagen von Herrn Franken.» Die Diskussion sei «ein wenig an der Realität vorbei gegangen», sieht der der Baden-Badener Unternehmer ein Manko und stellte klar, dass sich weder er noch sein Unternehmen in der Rolle eines Antragstellers gegenüber der Stadt befindet. «Die Grenke AG hat sich lediglich bereit erklärt, wenn das Gebäude oder die Gebäude fertig sind, entsprechende Räume anzumieten, eventuell auch zu kaufen.» Initiator der Angelegenheit sei «Herr Dietrich, dem auch der Großteil der Grundstücke gehört». Erst ganz am Ende der Projektkette steht dann gegebenenfalls die Grenke AG. «Wir sind dann derjenige, der dann die Investition rentabel macht, weil wir ja eine entsprechende Miete bezahlen.»

Auch auf die in Baden-Baden bisher zu kurz gekommene Diskussion um die Strukturen einer modernen Stadt mit hochwertigen digitalen Arbeitsplätzen ging Wolfgang Grenke ein: «Meine Zukunftsvision wäre, so oft und so viel wie möglich Arbeiten und Wohnen wieder miteinander zu vereinen. Dort zu leben und zu arbeiten, wo man eigentlich auch kaum ein Fahrzeug braucht und demzufolge auch die Umwelt natürlich weniger belastet.» Auch auf die potentiellen Zielgruppen ging der in Baden-Baden aufgewachsene Unternehmer ein: «Ich denke es ist nicht eine Frage des Alters, sondern es ist eine Frage, wie aktiv die Menschen sind.» Wolfgang Grenke warf auch einen Blick auf das derzeitige Verhältnis von Wohnraum und Arbeitsplatzangeboten: «Wir haben relativ viel Wohnraum, der nur schlecht genutzt wird, viele Zweitwohnungen, viele leer stehende Wohnungen nur zeitweise genutzt werden.»

Spätestens wenn die Wohnprojekte SWR-Tannenhof, und Vincentius mit insgesamt wohl mehr als 400 Wohneinheiten realisiert werden sein sollten, dürfte Wolfgang Grenke mit seiner Einschätzung richtig liegen. Im gleichen Maße gehen die Arbeitsplätze in der Kernstadt zurück. Bei den 200 Mitarbeitern von Karlheinz Kögels ehemaligem Unternehmen L‘tur heißt es bald «nix wie weg» und auch der SWR hat gegenüber goodnews4.de eingeräumt, dass es Stellenkürzungen geben wird.


Abschrift des goodnews4-O-TON-Interviews mit Wolfgang Grenke:

goodnews4: Mit dem Projekt Aumatt sind Sie etwas in die Schusslinie geraten. In einem im Badischen Tagblatt erschienen Leserbrief schreibt der Prokurist des Baden-Badener Bauunternehmers Mussler von einem Kniefall vor Wolfgang Grenke. Haben Sie den Eindruck, dass die Rathausspitze vor dem Unternehmer und IHK-Chef Grenke in die Knie geht?

Wolfgang Grenke: Das ist natürlich absurd. Es ist vielleicht nur der Ausfluss der Interessenlagen von Herrn Franken. Aber lassen Sie mich das mal so sagen: Da ist die Diskussion ein wenig an der Realität vorbei gegangen. Die Grenke AG hat sich lediglich bereit erklärt, wenn das Gebäude oder die Gebäude fertig sind, entsprechende Räume anzumieten, eventuell auch zu kaufen. Das ist dann eine Frage, wie das Angebot aussieht. Aber weder ist die Grenke AG der Initiator der Angelegenheit, das ist der Herr Dietrich, dem auch der Großteil der Grundstücke gehört, noch sind wir der eigentliche Investor. Wir sind dann nur anschließend derjenige, der natürlich die Investition auch rentabel macht, weil wir ja eine entsprechende Miete bezahlen.

goodnews4: Sprechen wir mal über einen etwas anderen Aspekt. Wie stellen Sie sich eine moderne Stadt vor, in welcher modernes Wohnen und modernes Arbeiten angeboten wird?

Wolfgang Grenke: Es gibt einen ganz wichtigen Punkt aus meiner Sicht. Das hat sich im Laufe der jüngeren Geschichte eigentlich so ergeben. Die Industrialisierung ist ja so vorangeschritten, dass man alle Gewerbegebiete, alle Industriegebiete versucht hat aus den Städten herauszunehmen, weil damit oft Lärm verbunden war, Schwertransportverkehr, Emissionen. Nun stehen wir ja in der Zeitenwende hin zur Digitalisierung. Deswegen haben wir jetzt auch die Chance, die Arbeit wieder zu den Menschen zu bringen. Das heißt, meine Zukunftsvision wäre, so oft und so viel wie möglich Arbeiten und Wohnen wieder miteinander zu vereinen. Also dort zu leben und zu arbeiten, wo man eigentlich auch kaum ein Fahrzeug braucht und demzufolge natürlich auch die Umwelt weniger belastet.

goodnews4: Es geht ja nicht um jung oder alt, sondern um aktiv oder passiv. Um welchen Menschen sollte sich Baden-Baden denn bemühen als Zielgruppe von möglichen Neubürger?

Wolfgang Grenke: Ich denke es ist tatsächlich nicht eine Frage des Alters, sondern es ist eine Frage, wie aktiv die Menschen sind und da kann man durchaus bei älteren Menschen feststellen, dass sie noch sehr aktiv sind. Also, es geht um die Aktivität und ich glaube, dass gerade die aktiven Menschen für Baden-Baden ein Gewinn wären, weil wir natürlich relativ viel Wohnraum haben, der nur schlecht genutzt wird, viele Zweitwohnungen, viele leerstehende Wohnungen, die nur zeitweise genutzt werden. Deswegen glaube ich, aktive Menschen, die in ihrem Umfeld auch leben und arbeiten, die beleben die Stadt insgesamt. Das werden natürlich überwiegend nicht mehr die älteren Menschen sein, sondern eher jüngere Menschen, aber das Alter spielt tatsächlich nicht die große Rolle.

goodnews4: Wo sehen Sie in Baden-Baden Innovationskraft? Bei welchen Kommunalpolitikern? Bei welchen Bürgern?

Wolfgang Grenke: Ideen haben ja viele Menschen, deswegen ist es weniger eine Frage von Ideen, sondern eine Frage der Umsetzung. Das ist natürlich jetzt nicht Aufgabe der Kommunalverwaltung, neue Ideen umzusetzen, sondern das müssen dann schon die Bürger machen und wenn da wieder mehr zuziehen, auch aktive Menschen zuziehen, werden wir auch eine entsprechend innovative Stadt sein können. Das fehlt im Moment etwas. Da muss man sicher nachbessern.

goodnews4: Die Diskussionen um das Aumatt-Projekt sind nicht sonderlich methodisch verlaufen. Haben wir eine gute, konstruktive Streitkultur in Baden-Baden oder ist da noch Luft nach oben?

Wolfgang Grenke: Ich glaube, die Diskussion ist deswegen etwas schiefgelaufen, weil man die Tatsachen, die auch genannt worden sind, nicht aufgegriffen hat, sondern ganz schnell von der eigenen Interessenslage ausgegangen ist und demzufolge natürlich am Ende aneinander vorbeigeredet hat. Aber wir sind ja auch noch gar nich an diesem angelangt. Das einzige, was am Aumatt bislang gemacht worden ist, war ein Wettbewerb über eine mögliche Bebauung. Jetzt liegt das Ergebnis vor. Jetzt muss man weitersehen welche nächsten Schritte kommen und da sollte man in der Tat dann weniger streiten als viel mehr kooperieren, damit hier auch etwas Sinnvolles, Schönes und Gutes entstehen kann.

goodnews4: Vielen Dank für das Interview.

Das Interview führte Nadja Milke für goodnews4.de

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